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Die Antwort der Engel

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die Antwort der Engel
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  von Budaliget nach Budapest
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Hanna Dallos
  
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  Die Antwort der Engel

geschichtlicher Hintergrund

Vier ungarische Freunde (Gitta Mallasz, Lili Strausz, Hanna Dallos und ihr Mann Joseph Kreutzer) haben 17 Monate lang, während des 2. Weltkriegs, eine Lehre empfangen, von der sie sagen, sie wäre woanders hergekommen, von einer inneren Stimme, oder einem Engel. Gitta Mallasz hatte nur eine unklare katholische Erziehung erhalten, die anderen drei, von jüdischer Abstammung, hatten gar keine bestimmte religiöse Erziehung. Ihrer Berufe wegen, Gitta Mallasz und Hanna Dallos waren Dekorateurinnen, Joseph Kreutzer war Zeichner und Lili Strausz war Lehrerin für Ausdruckstanz, waren sie kaum für mystische Erfahrungen vorgeprägt.

Aber diese beunruhigende Zeit erzeugt brennende Fragestellungen. Seit den dreißiger Jahren verkündet Horthys Regierung antisemitische Gesetze und 1939 beschloß es Zwangsarbeit für junge Juden. Aber 1942 verweigert er die von Hitler geforderte « Endlösung ». Erst im März 1944, als die Deutschen Ungarn überfallen, fangen die Massendeportationen unter Eichmanns Führung an. 440 000 Juden werden in die Lager, vor allem Ausschwitz, vom 15. Mai bis 9. Juli geschickt. Zu diesem Zeitpunkt bestimmt der Regent Horthy, die Deportationen zu beenden. 230 000 Juden sind zurückgeblieben, von denen die Hälfte dank dieser Entscheidung gerettet wird.

1943 treffen sich die 4 Freunde in einem kleinen Haus in Budaliget, im Umkreis der Hauptstadt, das Hanna und Joseph mieten und in dem sie versuchen Ruhe zu finden.  Sie stellen sich viele Fragen, diskutieren und schreiben ihre Gedanken auf.
Am 25. Juni 1943, als Gitta Hanna gerade einen Text ihrer Gedanken vorgelesen hatte, warnt Hanna: «Nicht mehr ich werde zu dir sprechen»  (S. 9). Hier fangen also die ersten der 88 wöchentlichen Gespräche an, die Die Antwort der Engel darstellen.

Nur die ersten 40 finden in Budaliget statt, da, nach der Invasion der deutschen Armee in Ungarn am 19. März 1944, sie dachten in Budapest sicherer zu sein, weil  die Verfolgungen hier noch nicht begonnen hatten. Joseph und Hanna beschließen, sich in dem Teil Pest der Hauptstadt niederzulassen, in der Wohnung von Hannas Eltern, die aus Ungarn geflüchtet sind. Vergeblich! Joseph geht am 3.Juni 1944 weg und kommt nie mehr zurück.

Also versucht Gitta ihre Freundinnen aus dem Ghetto zu befreien, als ihr die Leitung einer Werkstatt für Militärbekleidung vorgeschlagen wird, die von einem ihrer Freunde, einem katholischen Priester, Vater Klinda, geschaffen wurde, um die Juden zu retten. Gitta akzeptiert unter der Bedingung, Lili und  Hanna zu der Liste der Arbeiterinnen hinzuzufügen. Die Werkstatt wird in einer ehemaligen Mädchenschule Sankt Katharina (Katalin) eingerichtet, im Wohnviertel von Buda. Mitte Juni 1944 ziehen die drei Freundinnen ein. Gitta richtet im Garten eine Hütte ein, in der die letzten Gespräche stattfinden.                                                                                                        

Die ungarischen Nazis überwachen diese sonderbare Werkstatt genau. Am 2. Dezember 1944 fallen sie in Katalin ein. Fast alle Arbeiterinnen können fliehen, bis auf 13. Unter ihnen Hanna und Lili, die zurückgeblieben sind, um Gitta zu retten. Sie sind überzeugt davon, dass nur sie allein die spirituelle Lehre übergeben kann, die sie während ihrer Gespräche erhalten haben. Hanna und Lili werden nach Ravensbrück deportiert. Eine einzige der deportierten Arbeiterinnen, Eva Langley-Danos, ist zurückgekommen. Sie hat in Zug ins Verderben über den langsamen Todeskampf der beiden Frauen geschrieben, zusammengepfercht im Wagon während der nicht endenden Fahrt zwischen 2 Lagern. Joseph starb zur selben Zeit wie seine Frau in einem Lager in Ungarn. Gitta blieb alleine zurück mit ihren kleinen, schwarz überzogenen Heften. Nach 15 Jahren unter kommunistischer Regierung, lässt sie sich 1960 in Frankreich nieder und fängt an, an der Übersetzung und Verbreitung der Die Antwort der Engel bis zu ihrem Tod im Jahre 1992 zu arbeiten.

Die Hauptdarsteller

Wer waren Hanna, Gitta, Joseph und Lili?

Gitta Mallasz hatte einen Vater, der General in der ungarischen Armee war. Sie hatte einen unabhängigen und abenteuerlustigen Charakter. Ganz jung wird sie Schwimmmeisterin, ein Ruhm für die Nation. Nachdem sie diese Verehrung als unnütz empfand, und gefährlich, nur den Körper zu trainieren, wechselte sie zu einer künstlerischen Kariere. Hanna Dallos, die sie in der Kunsthochschule von Budapest kennengelernt hat, und mit der sie eine sehr enge Bindung hatte, lehrte sie wieder zu zeichnen.
Von den Vieren, war Hanna Dallos die Tiefgehendste und die Empfindsamste. Sie war mit ihrem Cousin, Joseph Kreutzer, einem sehr reservierten Mann, verheiratet. Zu dritt teilten sie sich ein Atelier für Kunstdekoration.
Gitta Mallasz lernte Lili Strausz kennen, als sie noch schwamm. Ausdruckstanz zu lehren, war nicht sehr üblich zu dieser Zeit. Sie war das jüngste und unerwünschte Mädchen einer vielköpfigen Familie und litt unter ihrer lieblosen Kindheit, die sie zu tiefst gezeichnet hatte.

Und die Engel?

Am Anfang ihrer Gespräche kann Hanna gerade noch Gitta, die einzig Anwesende, warnen: «Nicht mehr ich werde zu dir sprechen» (S. 9). Gitta bestätigt:
«Ich höre Hannas Stimme, aber gleichzeitig weiss ich mit völliger Gewissheit, dass sie jetzt nur ein Werkzeug ist» (S. 9). Gitta sagt außerdem, dass Hanna weder in Trance gewesen war, noch in einem anderen sonderbaren Zustand und nicht mal ihre Augen geschlossen hatte während der Gespräche. Das Wort «Engel» kommt danach häufig im Buch bei Gittas Erklärungen vor, weniger oft im wirklichen Text.

Gitta definiert den Engel, als «Ihresgleichen in Licht», in Bezug auf den Satz, der an sie gerichtet war: «Du bist mein dichteres Ebenbild» (S. 59). Man bemerkt beim Lesen der Die Antwort der Engel, dass die Lehren persönlich sind, jede Person hat ihren Engel. Lilis Engel «der, der hilft» (S. 201) spricht mit viel Zärtlichkeit, Gittas «der, der ausstrahlt» (S. 201) ist viel strenger.

Nachdem die Massendeportationen der Juden angefangen haben, werden in Budapest die «Engelausbilder»  vom  «Engelchor», sehr mächtige und weit entfernte Wesen, abgelöst.

Gittas Erklärungen zufolge, sahen die Engel zu jeder Zeit mit absoluter Klarheit alles, was innerhalb der vier Freunde vorging. Sie hatten Heilkräfte und ihre Lehre konnte Visionen begleiten. Gitta sagt aber auch, dass die Natur der Engel sehr schwierig zu verstehen ist, dass sie einerseits dem Menschen sehr nahe sind, und in der nächsten Sekunde ganz weit weg. Als Lili ihren fragt, was eine Seele ist, wird ihr geantwortet «alles ist Körper. Was dir unfassbare Seele ist, ist mir dichte Wand» (S. 90)

Gitta erklärt auch, dass ein gemeinsames Gesetz Menschen und Engel aneinander bindet: die Gegenseitigkeit. Sie erzählt, als sie vom Horror der Rassenvernichtungen gehört haben, waren sie so hoffnungslos und die Engel auch, da sie ihrer Schwachheit wegen ihre Aufgabe nicht hätten erfüllen können. «Denn unser Weg ward eins. Mit Euch verderben wir – oder mit Euch läutern wir uns.» (S. 256)

Die Gespräche

Die Form und der Inhalt der Die Antwort der Engel entwickeln sich zusammen mit den Ereignissen, die Ungarn durchschütteln. In Budaliget erhalten Gitta, Lili und Joseph eine persönliche Lehre, die ihre Fragen beantwortet. Als die Deportationen anfangen und sie zurück nach Budapest gehen, ändert sich der Ton. Keine persönlichen Fragen mehr, die Sprache ändert sich, der Ton wird hastiger. In Budaliget waren die Treffen regelmäßig am Freitag um 15 Uhr, jetzt vermitteln die Engel nur noch, wenn sie es für nötig halten. und die Lehre wird allgemeiner.

Die Lehre

Die Themen der Gespräche sind sehr vielseitig und doch kann man eine Aussage  zusammenfassen «eins mit IHM sein» (Übersetzung des ungarischen Wortes «O», das weder weiblich, noch männlich ist und für GOTT steht). Diese 88 Gespräche, die über Menschheit, Göttlichkeit, Licht, Stärke und Tod reden, die einen Gesichtspunkt des Universums zeigen, wenden sich nicht nur an die logische Anschauung des  Lesers, sondern fordern auch andere Ebenen der Auffassungsgabe.
                                                                                          
Diese Gespräche enden mit vorhersagenden Psalmen, nachdem sie wie eine persönliche Lehre für die vier Freunde angefangen haben, göttliche Liebe erwähnend.
Während der Apokalypse des zweiten Weltkrieges, das Herz Europas in Feuer, verkünden sie das Ende einer Welt, und einen Neuanfang. In den Gesprächen ist das Universum ständig im Erstehen («der Keim ist der Tod des Samenkorns» (S.137)) und der Mensch ist «berufen zu wandeln» (S. 168)
                                                                                           
Die Gespräche appellieren an den Leser, damit dieser seine individuelle Erfüllung findet – Körper, Seele und Geist – und laden ihn ein, damit er vorwärtskommen kann,  sich besser nach dem Guten zu orientieren, («dürste immer nur nach gutem und neuem»  S.80), als das Böse bekriegen zu wollen «das Böse ist das werdende, aber  noch nicht geformte Gute»(S. 169), wohingegen «die neue Welt wird nur aus Schönheit erbaut »(S. 125)

Zwei Verben kommen immer wieder in den Gesprächen vor, sie bilden das zentrale Element:
«bitten»: der Mensch muss den ersten Schritt machen, seinen Engel anzurufen, ansonsten kann dieser nicht geben
«geben»: weder ohne Eigennutz, noch ohne irgendeinen Verdienst, aber mit dem Bewusstsein freiwillig am Göttlichen mitzuwirken
  
«Das Größte, dass ER uns gab, ist, dass wir geben können. So werden wir – ja siehe!-  sind wir ER» (S. 312)

Wie ist diese sonderbare neue Lehre zu definieren? Bestimmt nicht als eine neue Religion und Gitta Mallasz lehnte es vehement ab, ein Guru zu sein. Was allerdings wirklich auffallend ist, ist seine Universalität: einige Sätze könnten von einem Zen-Mönch stammen, oder einem Vedanta-Meister; das Symbol der Menorah (der jüdische siebenarmige Kerzenleuchter) wird immer wieder in den Gesprächen erklärt; und schließlich viele Berufungen auf das Christentum: Die Treffen finden Freitags um 15 Uhr statt, Todesstunde von Christus, und an den Feiertagen – Ostern, Weihnachten, Pfingsten und Sankt Michael – berufen sich die Gespräche darauf. Jesus wird sehr oft zitiert, vor allem in den letzten Gesprächen, als sich die Stunde des Opfers nähert.

Die Antwort der Engel «ist ein praktischer Führer für unsere Zeit der Umstellung» sagte Gitta Mallasz. Es handelt sich um einen Text mit messianischen Akzenten, der aber zu einem spirituellen Wachwerden aufruft, indem er kontemplative Werte preist: Schweigen und Freude.

Die Auflagen

Die Antwort der Engel wurde zuerst auf Französisch veröffentlicht, bevor sie in ihrer Originalsprache ungarisch verlegt und in 18 weiteren Sprachen übersetzt wurde.                                                                                                                        
                                                                                                                
Das Buch wurde übersetzt in: deutsch, holländisch, englisch, italienisch, spanisch, griechisch, brasilianisch, portugiesisch, schwedisch, norwegisch, katalanisch, russisch, ukrainisch (die ukrainische und russische Übersetzung ist das Werk des sowjetischen Disidenten Leonid Pliouchtch und seiner Frau Tania), romänisch, slovenisch, baskisch, polnisch, dänisch.

Bibliographie
  • aufgezeichnet von Gitta Mallasz: die Antwort der Engel, Daimon Verlag, 1981
  • Gitta Mallasz: die Engel erlebt, Daimon Verlag, 1983
  • Gitta Mallasz: Weltenmorgen, Daimon Verlag, 1986
  • Gitta Mallasz: der Sprung ins Unbekannte, Daimon Verlag, 1990
  • Eva Langley-Danos: Zug ins Verderben, Daimon Verlag, 2001