english français magyar |
Die Antwort der Engel
{ Dokumente } |
|
Hannas
Gabe Hanna Dallos war die Stimme
der Antwort der
Engel.
Sie übermittelte diese spirituelle Lehre während des Krieges in Ungarn,
bevor sie durch die Shoah umkam. Sie war eine sehr lebendige, witzige,
intelligente und tiefgehende Frau, eine außergewöhnliche Pädagogin, die
sich ständig existentielle Fragen stellte.
Hanna Dallos ist am 14. Juni 1907 geboren und wächst in einer warmherzigen Familie reformierter Juden auf (1). Ihr Vater, Direktor einer Hochschule für Jungen, war ein sehr offener Mann. Ihre Mutter, von unendlicher Sanftmut, war eine richtige jüdische Mama. Hanna hat auch einen älteren Bruder, Joseph, ein hervorragender Augenarzt, der an der Verbesserung der ersten Kontaktlinsen arbeitete. (2) Hanna Dallos und ihr Bruder Joseph mit ihren Eltern (mit freundlicher Erlaubnis von Dr. Vera Dallos-Pinter)
Nach einer kurzen
Sportkarriere als
berühmte Schwimmerin, kehrt sie zur Zeichnung zurück und schließt sich
dem Atelier des Paars gegen 1934 an. Nach dem Wiederauferstehen des
Antisemitismus, übernimmt sie das Einholen der Bestellungen, um die
Firma am Leben zu erhalten.
Die Lehre Hanna ist die
Seele der
Werkstatt.
Laut Gitta: «Sie besass eine grosse, ungewöhnliche
Konzentrationsfâhigkeit und Intuition, was ihr erlaubte, jeweils sofort
das Wesentliche in der künstlerischen Konzeption sowie in der
praktischen Ausführung einer Aufgabe zu erkennen.» (AE,
S. 2-3) Zugleich kann sie das
trivialste Problem lösen. Laut einer ihrer Schülerinnen, Vera Székely
«betrachtet Hanna den plastischen Ausdruck – auch wenn es sich nur um
eine ganz gewöhnliche Reklame handelt – als das innere Spiegelbild
seines Verfassers.» In Wirklichkeit sehen ihre Schüler in ihr eher
einen Lehrmeister (4), als einen Lehrer, da
für sie spirituelle Fragen von äußerster Wichtigkeit sind.
Der Tao Te King, die Upanishad, die Bhagavad-Gita und Meister Eckharts Schriften stellen ihre Bettlektüre dar, die sie ihren Schülern leiht und erklärt. Nur wenige konnten diese Anforderungen und Intensität ertragen, laut Vera Székely. Die anderen verließen die Kurse. Aber Hanna kann auch lachen. Sie liebt Witze zu machen und Personen nachzuahmen. Als eine herkömmliche Bäuerin verkleidet, sehr viele Röcke übereinander gehäuft, spielt sie die Rolle einer groben, unschuldigen Person, die ihre Chefin (Gitta) in die Literatur-Cafés in Budapest begleitet, und parodiert auf verletzende Weise den Mikrokosmos, in dem sie lebt. Die Eingebung Ihre
außerordentliche Feinfühligkeit
und Sensibilität werden sich bald auf eine sehr ungewöhnliche Art
äußern, obwohl sie Gitta, die sie erlebt hat, ganz normal erscheinen.
Es ereignet sich zum ersten Mal am 25 Juni 1943 um 15 Uhr in einem
kleinen, ungemütlichen Haus in Budaliget, nicht weit entfernt von
Budapest, in dem Hanna, Joseph und Gitta sich niedergelassen haben, um
der negativen Stimmung der Hauptstadt zu entfliehen. Lili Strausz, die
Gitta während ihrer Sportkarriere kennenlernte, ist
Ausdruckstanzlehrerin, auch Jüdin, und kommt an den Wochenenden dazu.
Getrieben von einem großen inneren Verlangen, diskutieren die vier
Freunde üblicherweise über brennende Themen in dieser chaotischen Zeit,
in der der Totalitarismus verherrlicht wird, um klarer zu sehen. An
diesem Nachmittag redet Gitta eine Menge Banalitäten über ein
persönliches Problem, als Hanna plötzlich eine blendende Vision hat:
sie sieht zwei Hände, die Gittas Notizen zerreißen, und sie wütend zu
Boden werfen. Sie warnt: «nicht mehr ich werde zu dir
sprechen!» (AE, S. 9) Mit Hannas Stimme
warnt jemand Gitta sehr streng vor ihrer
inkonsequenten Haltung.
Am Anfang der Gespräche spürt Hanna den Sinn der Botschaft und setzt sie in Worte um. Später, als die Lehre dringender wird, wiederholt sie nur wörtlich, was sie in sich hört und gibt den Text weiter, ohne den Sinn oder die Fremdsprache zu verstehen. An einer Reklame arbeitend, legte Hanna eines Tages plötzlich ihren Pinsel weg und sagte zu Gitta: «ich höre deutsche Worte, sie sind an X gerichtet. Notiere sie!» (AE, S. 150; Morgen) Hanna sprach zwar deutsch, aber sie kannte nicht unbedingt alle Feinheiten. Gitta übersetzte ihr die unbekannten Worte ins Ungarische und vertiefte ihren Sinn. Bei diesen Treffen entwickelt Hanna eine immer größer werdende, außergewöhnliche Sensibilität: empfänglich für das Vibrieren der Engel, fühlt sie mit der gleichen Schärfe das Leiden der Menschen. Von den stechenden Herzschmerzen, unter denen sie litt (AE, S. 45, 292), sagte sie nur: «diese Schmerzen kommen nicht vom Körper. Ich fühle, dass die Menschen vielleicht nie so viel Leid erfuhren, wie in den heutigen Tagen.» (AE, S. 219) Während einer Konferenz in Zürich, an der Paulus Akademie, am 9. November 1985, sagte Gitta Mallasz von ihr: «Ihre Konzentrationsfähigkeit war außergewöhnlich. Hanna war gleichzeitig in der geschaffenen Welt UND in der zu schaffenden. Sie eröffnete uns eine andere Dimension. Sie hatte die Qualitäten des neuen Menschen, der sich in der Mitte befindet, der Himmel und Erde verbindet. Für uns war sie ein Vorbild.» Am 19. März 1944 überfällt Deutschland Ungarn und die Deportationen der Juden beginnen. Sie müssen nach Budapest zurückkehren. Am 3. Juni verschwindet Joseph an einen unbekannten Bestimmungsort und lässt Hanna trostlos zurück. (AE, S. 297) Kurze Zeit später bittet Vater Klinda, ein gutwilliger Priester, Gitta, die Leitung einer Werkstatt für Militärbekleidung mit 100 jüdischen Arbeiterinnen, zu übernehmen. Gitta nimmt unter der Bedingung an, Hanna und Lili mit in Katalin, einstellen zu dürfen. (AE, S. 302) Die Ausstrahlung Die Hauptaufgabe für die drei Freundinnen ist, die Fabrik funktionsfähig zu machen. Gitta ist die Kommandantin, streng und gefürchtet: sie muss so sein. Hanna und Lili versuchen, Ordnung und Frieden in dieses Durcheinander zu bringen. Eine der Arbeiterinnen, Eva Danos, erzählt:
Aber Ende 1944 wird die Situation schlimm. Am 15. Oktober ist Horthy nicht mehr Regierungschef, und die Nyilas (Pfeilkreuzler), diese ungarischen Nazis, terrorisieren ganz Budapest. Sie überwachen diese «Fabrik» genau. Sie versuchen zum ersten Mal am 5. November, ohne Erfolg, die Arbeiterinnen zu verhaften. Die Nyilas kommen am 2. Dezember zurück. Diesmal befiehlt Gitta den Arbeiterinnen, durch den Garten zu fliehen. Das Opfer Hanna und Lili
fliehen nicht. Sie
lassen sich mit einigen anderen verhaften, da sie davon überzeugt sind,
dass Gitta die Gespräche in die Öffentlichkeit bringen soll, und
womöglich von den Nyilas erschossen wird, wenn diese merken, dass alle
weg sind. Am nächsten Tag werden sie als letzter Gefangenentransport
aus Ungarn deportiert. (AE, S. 411)
Hanna und Lili kommen nach Ravensbrück. Bei ihnen ist auch Eva Danos, die einzig Überlebende, und Klara, eine Ungarin, die sich ihrer seit ihrer Einlieferung im Lager angenommen hat. Um Überleben zu können, sind sie solidarisch, schlafen in der selben Hütte und sind zusammen im selben Arbeitskommando. Hanna hilft. Ihre wunderschönen, blonden Haare sind nicht abgeschnitten worden bei der Einlieferung, was für sie ein gutes Zeichen ist. Eine Aufseherin ist sogar zu ihr hingegangen und hat sie gefragt, ob sie Arierin sei mit ihren blauen Augen, blonden Haaren und der geraden Nase. Hanna hat geantwortet, dass sie Jüdin sei. Nach 17 Monaten als Botschafter der Engel, konnte sie nicht mehr lügen! Februar 1945 werden die vier Freundinnen «ausgewählt», um in Burgau, einem Nebenlager Dachaus, 700 km südlich, in einer Fliegerfabrik zu arbeiten. 500 Frauen verlassen das Lager. Davor müssen sie sich in aller Eile unter Peitschenhieben duschen. Aber zuvor werden sie geschoren – diesmal wird auch Hanna kahl rasiert. Zusammen mit ihren Haaren verliert sie ihren Verstand. Ihre Freundinnen finden sie, sich an einer Seife festhaltend, zusammengebrochen unter einer Dusche, nicht im Stande, alleine aufzustehen. Hanna hat verstanden: sie kommt nie mehr in ihr Land zurück, zu ihrem Mann und ihrer Familie........Sie ist am Ende. Sie gibt auf. Hanna, die Supersensible, die Botschafterin, gibt vor dem Sterben auf, da sie dieser brutalen Geschichte nicht mehr gewachsen ist. Zusammen mit Eva, Lili und Klara steigt sie in den übervollen Viehwagon, in dem die Frauen, unmenschlich zusammengepfercht, sich schlagen. Es gibt fast nichts zu Essen und zu Trinken, die Exkremente häufen sich, und die SS sorgt mit der Peitsche für Ruhe. Hanna verkommt in diesem Schmutz 13 Tage lang und wiederholt ständig: «was wird aus mir? Meine Haare sind abgeschnitten worden. Ich komme nie mehr nach Hause zurück.» Auf einem ekelhaften Boden, irgendwo im Osten Deutschlands, stirbt sie in der Nacht des 1. März 1945. Ihr Leichnam wurde in Beyreuth ausgeladen, in dem Ort der Musik Wagners, die Hitler sehr schätzte, eine Ironie des Schicksals. (ZV) Gedenktafel im
Stadtfriedhof Bayreuth (Erlanger Strasse) - 2014
(Bild : Stadt Bayreuth) Françoise Maupin (1) Das reformierte Judentum ist eine Erbfolge des fortschrittlichen Judentums, das in Deutschland während des Zeitalters der Aufklärung entstanden ist. Die reformierten Juden gehörten in Ungarn zur ältesten Wurzel der dort Ansässigen. Sie waren völlig integriert innerhalb der ungarischen Gesellschaft. Seit 1867 Staatsbürger, konnten sie die höchsten Positionen, sogar in der Armee innehaben. (2) Joseph Dallos, 1905 geboren, wurde 1928 Arzt und 1933 Augenarzt. Er arbeitete zuerst in Budapest, dann in London, wo er sich im Mai 1937 niederließ, an der Verbesserung der ersten Kontaktlinsen. Gemeinsam mit Zeiss hat er das Patent angemeldet. (http://www.andrewgasson.co.uk/pioneers_dallos.htm) (3) Joseph Kreutzers Mutter war die Schwester von Hannas Vater, Sándor Dallos. (4) Zeugenaussage des Bildhauers Pierre Székely (1923-2001), der Hannas Atelier besuchte zusammen mit Vera Harsányi (die seine Frau wird). Seine Werke wurden geprägt von dem Einfluss derjenigen, die er seine Meisterin nannte: «Hanna kennenzulernen gleich nach dem Abitur, war wichtig für mein Leben, da sie mein Lehrmeister geworden ist. Lehrmeister meine ich auf eine traditionelle, asiatische Art. In Europa gibt es diese Verbindung – Lehrmeister & Anhänger – eher selten. Im Übrigen hat sie nie gesagt, dass sie unser Lehrmeister ist. Wir waren Freunde.» Das Video dieser Zeugenaussage von Pierre Székely, aufgenommen von USC Shoah foundation unter der Nummer 40522, ist in Paris im Mémorial de la Shoah erhältlich.
|